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Robotik im Unterricht: Interview mit Didier Roy (II)

This entry was posted in Bildung & Robotik on by Vanessa Mazzari.

Entdecken Sie den zweiten Teil unseres Interviews mit Didier Roy ; Lesen Sie den ersten Teil hier !


Génération Robots : Woran liegt es Ihrer Ansicht nach, dass Kinder so auf den Thymio 2 ansprechen und die Website „Dessine-moi un robot“ (Zeichne mir einen Roboter) so beliebt bei Lehrenden ist?


Didier Roy : Mit dem Roboter Thymio ist dem Team von Professor Francesco Mondada des Schweizer Polytechnikums Lausanne etwas Beachtliches geglückt. Dieser kostengünstige Roboter wurde eigens für die Ausbildung entwickelt, und sowohl Material als auch Software sind Open Source.

Der modile Schulroboter Thymio II

Er ist intelligent konzipiert und wird besonders für die zahlreichen verfügbaren Sensoren und Aktoren geschätzt. Aber die wesentlichste Eigenschaft dieses Roboters ist die Benutzerfreundlichkeit, die sich auch bei der Software sowohl zur grafischen Programmierung (Thymio VPL) als auch zur Textprogrammierung (Aseba Studio) widerspiegelt.

Thymio kann von der Grundschule bis zur Universität eingesetzt werden.
Die Website „Dessine-moi un robot“ (Zeichne mir einen Roboter) besteht genau genommen aus drei Webauftritten: die eigentliche Website dessinemoiunrobot.fr (oder dm1r.fr), das dazugehörige Forum dm1r.inria.fr sowie die eigens IniRobot gewidmete Website inirobot.fr .

Diese drei Websites sind unter „Dessine-moi un robot“ zusammengefasst und bieten sofort umsetzbare Aktivitäten, Reportagen, Links sowie die Möglichkeit für Anwender, sich untereinander auszutauschen. Ziel ist es, möglichst nützliche Tools für Robotik-Einsteiger zu bieten.
Auch für das Projekt IniRobot gilt: Die Einfachheit der damit umsetzbaren Aktivitäten macht den Erfolg aus. Diese wurden von einem Team aus Wissenschaftlern und Lehrern sorgfältig ausgearbeitet und getestet. Darauf basierend wurde ein „Aufgabenheft“ mit Arbeitsaufträgen erstellt, die einfach ausführbar sind. Eine Reihe von Aktivitäten, Merkblättern, Korrekturen und vieles mehr stehen zum Download bereit, allesamt Open Source Creative Commons, also mit jedem System kompatibel.

Da nicht jeder zwangsläufig die Zeit hat, seine eigenen Roboteranwendungen umzusetzen, stellt die Tatsache, dass die Tools sofort einsetzbar sind, einen wichtigen Erfolgsfaktor dar.
Das einzige, was wir im Gegenzug erwarten, ist eine Rückmeldung über die Nutzung auf dem Forum dm1r.inria.fr für die anderen Community-Teilnehmer.


Génération Robots : Technik wird heute ganz anders gelehrt als noch vor 15 oder 20 Jahren, und die französische Regierung zeigt ernsthafte Bestrebungen, die Informationstechnologie ebenso wie einen innovativen Technologieunterricht in den Schulen zu fördern. Wie, denken Sie, wird sich der Technologieunterricht in Zukunft gestalten?


Didier Roy : Nicht nur im Bereich Technologie, sondern ganz allgemein denke ich (und wünsche mir), dass Unterricht in erster Linie kooperativ erfolgt. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler arbeiten in kleinen Gruppen an sinnvoll ausgewählten Projekten.

Kinder und der Schulroboter Thymio II

Den Lehrenden fällt dennoch weiterhin ein wichtige Rolle zu: Sie sind dafür verantwortlich, dass die wissenschaftliche Sorgfalt gewahrt wird, achten auf die Interaktionen und begleiten ihre Schülerinnen und Schüler bei deren Lernprozess. Ein solcher Unterricht, bei dem nicht nur Wissen vermittelt wird, sondern auch Kreativität und Eigeninitiative gefragt sind, ist für alle befriedigend und erfüllend, für Kinder ebenso wie für Erwachsene.

Ich kann mir einen offeneren Unterricht vorstellen, zum Teil in einzelnen Kompetenzgruppen und nicht nur streng nach Altersklassen. Dabei werden Unterschiede als Bereicherung für den Lernprozess angesehen, um mithilfe der Informationstechnologien jedem Einzelnen individuelles Lernen zu ermöglichen.


Génération Robots : Immer mehr Menschen sehen den verbreiteten Einsatz von IT in den Schulen als eine Lösung, um Schulversagen zu vermeiden. Was ist Ihrer Meinung nach der Grund dafür?


Didier Roy : Um vorsichtig zu bleiben, sollte man vielleicht besser sagen, dass das ein Teil der Lösung sein kann.

Mithilfe von Digitaltechnik kann der Unterricht anhand von Pattern-Drills, Lernspielen, Lernplattformen usw. gezielter und gleichzeitig auf mehreren Ebenen erfolgen. Das ist ein großer Vorteil – umso mehr, als diese Instrumente heute dank der Algorithmen, die vom maschinellen Lernen bekannt sind (z. B. dem Projekt Kidlearn ) optimiert und personalisiert werden können.
Außerdem lassen sich mit IT Situationen visualisieren, Umgebungen simulieren, Informationen finden und Interaktionen erleichtern.

Da der Unterricht optimiert und individuell auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers und jeder einzelnen Schülerin abgestimmt werden kann, kann schulischer Misserfolg in vielen Fällen vermieden und Chancengleichheit gefördert werden.

Digitale Werkzeuge sind eine Entwicklung unserer technologischen Gesellschaft und eine Bereicherung für den Unterricht, was nicht heißt, dass Unterrichtsmethoden, die bisher erfolgreich waren, über den Haufen geworfen werden müssen. Ganz und gar nicht.

An dieser Stelle möchte ich mir erlauben, kurz auf die mehrfache Bedeutung des Wortes „digital“ einzugehen, einem Wort, das vielfach nicht ganz korrekt verwendet wird. Es gibt einerseits die digitalen Tools, von denen ich soeben gesprochen habe, und andererseits die Digitaltechnik, also die Informatikwissenschaft, die meiner Ansicht nach deshalb unterrichtet werden sollte, damit jeder junge Mensch die Chance hat, die Welt zu verstehen – nicht unbedingt wie eine robotisierte Waschmaschine funktioniert, aber die grundlegenden Prinzipien der IT und Robotik, die nach und nach unsere Gesellschaft neu parametrieren.


Génération Robots : Poppy ist das jüngste Projekt des Flowers-Team . Es handelt sich dabei um den ersten humanoiden Roboter weltweit, der zugleich Open Source und in 3D gedruckt ist. Wie wird dieser Roboter in Schulen und Forschungszentren aufgenommen? Wie wird Poppy Ihrer Meinung nach künftig in Bildungseinrichtungen zum Einsatz kommen?


Didier Roy : Wie ich schon sagte, Poppy ist eine Plattform, die für die Forschung erschaffen wurde, zur Erforschung der Entwicklungsmechanismen beim Menschen und in Analogie dazu beim Roboter (die Entwicklungs- und sozialen Aspekte der Robotertechnologie sind das ureigenste Forschungsfeld des Teams Flowers). In diesem konkreten Fall, geht es um die Studie der Motorik. Deshalb geht Poppy wie ein Kind, wenn man ihn an der Hand nimmt.

Es hat sich herausgestellt, dass Poppy von Bildungsinstitutionen bevorzugt wird, eben weil es sich um eine Open-Source-Plattform handelt. Die Haupteinsatzgebiete sind Mechatronik und Informatik, jedoch nicht ausschließlich. Poppy wird auch für künstlerische Anwendungen eingesetzt.

Robot 3D Poppy humanoid acrobat

In erster Linie wurde Poppy für Gymnasiasten in den letzten Schuljahren sowie für Studierende an den Hochschulen konzipiert. Mehrere Universitäten und höhere technische Bildungseinrichtungen kaufen heute Poppy-Sets oder bauen sich selbst ihre eigenen Poppys. Manchmal auch nur einen Arm oder Oberkörper, je nach Bedarf und Budget.

Die ständig wachsende Community sorgt für die laufende Entwicklung der Plattform und ein zunehmend breites Spektrum an Anwendungen und Erfahrungen.
Nicht zu vergessen ist auch Poppy Mini, der zwar nicht ganz so leistungsstark wie sein großer Bruder ist, dafür aber deutlich günstiger (er kostet 15 Mal weniger, an die 500 Euro).


Möchten Sie abschließend noch etwas hinzufügen?


Didier Roy : Die Forschung in den Dienst der Bildung zu stellen und neue Werkzeuge zum Erlernen der Informatikwissenschaft zu entwickeln, ist sehr spannend.

Immer mehr Wissenschaftler, Forscher und Lehrende interessieren sich für die die Errungenschaften der Informatikwissenschaft und überlegen sich Nutzungen für die Lehre, um auf diese Weise einen bescheidenen Beitrag im Kampf gegen Schulversagen und zur Förderung der Chancengleichheit zu leisten. Das ist sehr ermutigend.

Ich würde nicht zu behaupten wagen, dass wir versuchen, die Welt für jedermann ein klein wenig verständlicher zu machen und Ungleichheiten auszugleichen, denn das wäre anmaßend, aber ein bisschen geht es schon in diese Richtung.