Robobusiness Europe May 2014

RoboBusiness Europe: Schwerpunkt kooperative Robotik

This entry was posted in Robotik-Nachrichten on by Akim Boukhelif.

RoboBusiness Europe ist ein internationales Ereignis für Robotiker, das dieses Jahr im Mai in Dänemark stattfand, in der schönen kleinen Stadt Billund – gleich neben dem Legoland. Natürlich konnten wir Roboterliebhaber von Generation Robots nicht widerstehen, auch
dort präsent zu sein. Also haben wir einfach unseren dicksten Roboter mit dem Namen “Bob” verschickt und sind selbst zum Geburtsort des Lego Spielzeugs gereist. Da wir viel zu früh angekommen sind, war ein kleiner Abstecher im Legoland unvermeidlich. Wie man an den folgenden zwei Bildern erkennen kann, war der Eingang des Legoland Hotels gut bewacht. Da die Macht allerdings mit uns war, konnten wir dieses Hindernis problemlos überwinden.

Legoland Darth Vader RoboBusiness Europe 2014

Die wichtigste Breakout-Sessions auf der RoboBusiness Europe

Die RoboBusiness ist für alle Roboterfans eine sehr interessante Konferenz. In einer Reihe von Vorträgen erfährt man, was es alles Neues in allen Ecken und Enden der Welt gibt. Ganz zu schweigen von den verschiedenen Persönlichkeiten, die man dort antreffen kann.

Da wir selbst gerade an einem System arbeiten, um Gegenstände mit unseren Robotern autonom zu manipulieren, habe ich speziell Vorträge über Manipulation, Erkennung und Sensoren besucht.

Nur um Euch keine Expertenmeinung vorzuenthalten: „Verschwendet nicht allzu viel Zeit mit der Objekterkennung, denn mit dieser Aufgabe sind einfach sehr viele Herausforderungen verbunden. Im Grunde braucht man dafür zwei Dinge: Zeit und Geld .

Da es nun aber schon eine ganze Menge Herausforderungen gibt, möchte ich hier die wichtigsten auflisten:

  • Objekterkennung
  • Greifen
  • Kollisionsfreie Pfadplanung
  • Zufällige Objektpositionen
  • Überlappende Teile
  • Unterschiedliche Teile
  • Laufzeit
  • Integration

Zusätzlich entstehen vermutlich auch noch Wartungskosten für das laufende System, alle Anforderungen des Kunden sollten erfüllt werden und das System sollte zuverlässig und einfach zu verwenden sein.

In einem anderen Vortrag wurde die größte Druckerei Deutschlands unter dem Blickwinkel der Automatisierung präsentiert. Diese Druckerei produziert Tag täglich Millionen von Seiten. Überraschenderweise sind in der Automobilindustrie 90 % automatisiert, während in der Druckereibranche noch ein hohes Potenzial dafür besteht. Interessant ist auch, dass die Druckereibranche eigentlich um 35% größer ist als die Automobilindustrie!

Der letzte Vortrag, von dem wir Euch erzählen möchten, handelte vom „Common Sense“. Am besten könnte man das als „Allgemeinwissen“ oder „gesunder Menschenverstand“ übersetzen. Obwohl Menschenverstand bei Robotern schon etwas seltsam klingt! Aber wie dem auch sei. In einer Forschungsarbeit wurden verschiedene Aufgaben untersucht, wie z.B. Zylinder oder Kugeln in runde Löcher zu werfen oder Würfel in quadratische Löcher. Dabei wurden jeweils Blinde bzw. Menschen mit verbundenen Augen mit Menschen mit verbundenen Händen verglichen. Die eine Gruppe kann nur fühlen, die andere Testgruppe nur sehen. Daraus ging hervor, dass die Gruppe mit dem Fingerspitzengefühl die Aufgabe wesentlich schneller lösen konnte. Dies wurde dann auch mit einem Roboterarm umgesetzt, welcher nur den Widerstand misst und es dadurch schafft, Objekte richtig einzusortieren.

Breakout-Sessions auf der RoboBusiness Europe 2014

Auf der Konferenz und Ausstellung waren die unterschiedlichsten Robotiksysteme zu finden.

Unter den verschiedenen Ausstellern befanden sich viele Roboter, die uns gut gefallen haben, darunter der vielgerühmte humanoide Roboter NAO.

NAO une seine Freunde auf der RoboBusiness Europe 2014

Es war hochinteressant, sich mit anderen Forschern auszutauschen und sich durch andere Lösungen inspirieren zu lassen. Auch die Vorträge über die Interaktion Mensch-Maschine ließen genügend Spielraum für Diskussionen. Letztendlich kam man zu der Meinung, dass es eigentlich schon genügend Roboter gibt, die extrem präzise und schnell arbeiten. Allerdings benötigen diese eine lange Vorbereitungszeit und sind nicht sehr flexibel, was
natürlich auch ihren Preis beeinflusst. Außerdem wird es auch weiterhin noch auf Jahre hinaus nicht möglich sein, bestimmte Aufgaben in der Produktion durch Roboter zu ersetzen. Daher besteht nun unser Ziel darin, kooperative Roboter zu entwickeln, die Hand in Hand mit dem Menschen arbeiten können, quasi als Stütze oder Hilfe für den Menschen. Zum Beispiel könnte ein solcher Roboter schwere Teile für den Menschen hochheben oder auch kleine Teile vorsortieren. Der Fokus sollte in der Zukunft einfach etwas mehr auf Flexibilität, einfacher Bedienung und Sicherheit liegen, um in derselben Arbeitsumgebung gemeinsam arbeiten zu können.

Der Baxter Roboter ist einer der ersten dieser neuen Generation von kooperativen Robotern. Er ist sicher, flexibel und recht einfach zu bedienen. In den folgenden zwei Bildern seht ihr unseren Bob, wie er gleichzeitig zwei verschiedene Objekte manipuliert. Außerdem hat er anscheinend ein Photoshooting mit Boba Fett wahrgenommen, als wir mal nicht gut genug auf ihn aufgepasst haben.

Baxter von Rethink Robotics mit Generation Robots auf der RoboBusiness Europe 2014
Baxter und Boba Fett auf der RoboBusiness Europe 2014



Am dritten Tag hatten wir die Möglichkeit, eine Führung durch die Lego Fabrik zu erhalten, welche wir natürlich sofort genutzt haben. Es war sehr toll, einmal die Formen zu sehen, aus denen unsere ganzen Legosteine kommen. Um einen Legostein herzustellen, wird ABS Kunststoff auf ca. 250° Celsius erhitzt. Dann ist er so zähflüssig, dass er in die Form gepresst werden kann. Innerhalb von ein paar Sekunden ist der Kunststoff dann erkaltet, wird wieder aus der Form herausgedrückt und fällt in eine Box. Für feine Legoteile mit erhöhter Beanspruchung wird wesentlich robusteres PC (Polycarbonat) verwendet. Eine dieser Formen kostet in der Regel zwischen 80.000 und 2.500.000 Euro. Qualität und Präzision haben eben ihren Preis. Damit auch genug Legoteile hergestellt werden können, ist eine Vielzahl dieser Formen gleichzeitig in Verwendung. Ist nun eine Box mit fertigen Legoteilen komplett befüllt, kommt automatisch ein großer Roboterwagen, der die volle Box einsammelt und durch eine leere ersetzt. Durch diesen Roboter ist die Anlage sehr flexibel, da keine komplizierten und kilometerlangen Förderbänder installiert werden müssen. Laut Lego-Statistik ist diese Fabrik auch extrem sicher. Im Vergleich kommt es häufiger vor, dass Mitarbeiter sich im Büro verletzen, weil sie mit der Schere nicht umgehen können, vom Sessel fallen oder über Smartphone-Ladekabel stolpern.

Hier sehen Sie ein paar Eindrücke der unterschiedlichen Roboter, welche auf der Austellung präsentiert wurden.